Vor den Redebeiträgen erklang Brechts Solidaritätslied, vorgetragen von Isabel Neuenfeldt.
Immer mehr der 60 Anwesenden stimmten ein. Schon vor den Redebeiträgen war die Richtung der Ehrung vorgegeben. Es ging um Solidarität im gemeinsamen Kampf gegen Rechtspopulismus und Faschismus.
Gewürdigt wurde der kommunistische Metallgewerkschafter und Widerstandskämpfer Wienand Kaasch. Seine illegale Wohnung befand sich in der Hufeisensiedlung, im Haus Parchimer Allee 94.
1935 war er aus dem Moskauer Exil nach Berlin mit dem Auftrag zurückgekehrt, für die Aktionseinheit von Sozialdemokraten und Kommunisten und für den Wiederaufbau freier und unabhängiger Gewerkschaften zu werben.
Rückblickend kann gesagt werden, dass ihm zu wenig Zeit blieb, um nachhaltige Erfolge zu erzielen.
Schon vier Wochen nach dem Beginn seiner Arbeit in Berlin wurde er von den Nationalsozialisten verhaftet und zu 11 Jahren Zuchthaus wegen „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens” verurteilt.
Diese Zuchthausstrafe hat er nicht überlebt. Am 19 Januar 1945 ist er aufgrund der unmenschlichen Haftbedingungen im Zuchthaus Luckau verstorben.
Wie genau die Faschisten die Gefahr durch ein einheitliches Handeln der Arbeiterbewegung erkannten, sprachen sie in der Urteilsbegründung gegen Kaasch aus.
Sein Handeln sei besonders verwerflich, da „es zur Bildung einer für den Bestand des Staates äußerst gefährlichen Einheitsfront führen sollte.”
Ihr schonungsloser Wille zur Auslöschung dieses Mannes machte selbst vor seinem Tod nicht halt.
Um jegliche Erinnerung auszulöschen, wurde Wienand Kaasch nicht beerdigt, sondern sein Leichnam in die Abfallgrube des Zuchthauses geworfen.
Alle Redner wiesen auf die Lehre hin, die uns dieser und viele andere antifaschistischen Widerstandskämpfer hinterlassen haben.
Bei allen politischen Differenzen darf es im Kampf gegen Rassismus, Nationalismus und Faschismus keinen parteipolitischen Egoismus geben.
Hier ist die Solidarität aller Demokraten gefragt. Dies zeige sich, so der Neuköllner Bildungsstadtrat Jan Christopher Rämer, auch heute im Kampf gegen die Rechtspopulisten der AfD.
Am Auftreten ihrer Vertreter*innen in der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung könne jeder studieren, wie sich zunehmend der Wolf seines Schafspelzes entledige.
Auch die IG Metall-Vertreterin Chaja Böbel wies auf die Fehler der Vergangenheit hin, aus denen ihre Gewerkschaft die Lehre gezogen hat, den Kampf gegen neofaschistische, militaristische und reaktionäre Elemente in ihrer Satzung zu verankern und diesen auch in den Betrieben und der Öffentlichkeit zu führen.
So wurde aus dem Gedenken eine kämpferische Veranstaltung für Demokratie und soziale Gerechtigkeit, was sich auch in dem abschließend gemeinsam gesungenen Arbeiterlied „Brüder zur Sonne, zur Freiheit” ausdrückte.
Aus Anlass des Gedenkens wird eine Broschüre herausgegeben, in der zwei Gewerkschafter aus der Hufeisensiedlung Informationen über das politische Leben von Wienand Kaasch zusammengetragen haben.
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